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Hexenverfolgung in Bamberg

12. November 2015Gast

Man kann die lange und bewegte Geschichte der wunderschönen Stadt Bamberg nur erahnen, wenn man durch die engen Gassen der Altstadt schlendert. Viele Geschichten sind wohl bekannt und werden gerne weitererzählt, wie die des Kaisers Heinrich und seiner Frau Kunigunde, die das Bistum Bamberg von über 1.000 Jahren gründeten.

Ein weitaus düstereres Kapitel in der Geschichte der Stadt ist die Hexenverfolgung, wobei die Hochstifte Bamberg und Würzburg unrühmliche Anführer einer makabren Statistik sind: Etwa 1.000 Menschen verloren zwischen 1616 und 1630 allein in Bamberg ihr Leben, da man sie der Hexerei angeklagt und so lange gefoltert hatte, bis sie Taten zugaben, die sie gar nicht begangen hatten.

Dabei wurden nicht nur heilkundige Frauen mit roten Haaren verfolgt. Männer, Frauen, Kinder – jeder wurde angeklagt, es reichte lediglich eine vage Anschuldigung, man habe besagte Person bei Nacht auf dem Friedhof mit dem Teufel gesehen. Während das evangelisch geprägte Erlangen und Nürnberg schon lange von der Verfolgung absahen, artete sie im katholischen Bamberg mit Unterstützung der Kirche aus in eine Art Machtkampf, vor dem auch Bürger höheren Standes nicht sicher waren. Prominentes Beispiel ist der ehemalige Bamberger Bürgermeister Junius, der kurz vor seinem Tod einen bis heute überlieferten Brief an seine Tochter schrieb. Dort kann man in beklemmender Deutlichkeit nachlesen, wie man ihn so lange gefoltert hatte, bis er ein Geständnis abgab und andere unschuldige Menschen ebenfalls der Ketzerei beschuldigte.

Im August 2015 wurde am Geyerswörth im Rahmen eines feierlichen Festaktes das Hexenmahnmal enthüllt, um der sinnlosen und grausamen Verfolgung unschuldiger Menschen in Bamberg, aber auch der düsteren Geschichte der eigenen Stadt zu gedenken. Ermöglicht wurde dieses Mahnmal erst durch die Initiative des Bürgervereins „Bamberg Mitte e.V.“.
Direkt am Kanal auf dem Weg vom Geyerswörth Richtung Innenstadt liegt nun eine sehenswerte Lichtskulptur, die an ein Stück der dunkelsten Geschichte Bambergs erinnert.
Infos zu der Aktion des Bürgervereins Bamberg Mitte und der Enthüllung des Hexenmahnmals gibt es hier.

Gut dokumentiert

Wenn ihr euch noch mehr für die Dokumentation der Hexenverfolgung interessiert, solltet ihr nach Zeil am Main fahren. Nicht weit von Bamberg entfernt, aber doch weit genug weg, dass die Stadtbewohner nichts mehr mitbekommen mussten, wurden zwischen 1616 und 1630 etwa 400 Menschen aus Bamberg und dem Umland dorthin deportiert und als Hexen und Hexer hingerichtet. Nicht umsonst wurde Zeil auch der „Brennofen Bambergs“ genannt.

Seit 2011 dient der Zeiler Hexenturm als Dokumentations- und Informationszentrum, um die Geschichte der Hexenverfolgung zu versinnbildlichen. Es gibt eine Dauerausstellung und verschiedene wechselnde Ausstellungen. Infos findet ihr hier.

Wer Geschichte lieber in Romanform gepackt liest, dem kann ich „Die Hexe von Zeil“ von Harald Parigger empfehlen. Es ist zwar ein Jugendbuch, aber die Geschichte der 19-jährigen Bamberger Bürgermeisterstochter, die wegen Hexerei angeklagt wird, ist spannend für jedes Alter.
In das Buch reinblättern könnt ihr hier.

Falls ihr euch die Geschichten am liebsten bei einer Stadtführung anhört und noch nicht wisst, wie ihr eure Eltern bei ihrem nächsten Bamberg-Besuch beschäftigen könnt, gibt es unter anderem von der Stadt Bamberg eine große Palette an verschiedenen Themenführungen. Informationen zur Führung „Feuertod und Hexenhammer“ findet ihr hier.