Prometheus

20. Mai 2018 -

Am 9. Mai feierte die Theatergruppe e.g.o.n. Premiere mit dem Stück „Prometheus“, einer Komödie über Götter, Mythen und den ständigen Ärger mit der Menschheit.

Die neueste Schöpfung des Titanensohns Prometheus stößt im Olymp auf wenig Anklang: die Menschheit. Zugegeben, auf den ersten Blick wirkt die neue Spezies recht unbrauchbar, doch Prometheus glaubt an seine Menschen und lehrt sie verschiedene Handwerkskünste. Unterstützt wird er einzig von Athene, der Göttin der Weisheit, wohingegen die übrigen Götter – der schrille und geschwätzige Hermes, der grobschlächtige Schmiedegott Hephaistos und allen voran der cholerische Göttervater Zeus die Entwicklung der Menschen mit Befremden beobachten. Aber wenn schon zu nichts sonst, taugen diese Menschen vielleicht wenigstens zu angemessener Götterverehrung. Erst einmal erlässt der bürokratische Zeus ein Edikt:

„Die Götter sollen vergöttert werden!“

Auf amüsante Weise erzählt das Stück den griechischen Schöpfungsmythos neu, dabei gelingt es den Darstellern, mit einfachen Mitteln große Wirkung zu erzielen. Auf dem Olymp, einer Empore über der Bühne, schmieden die Götter ihre Ränke und Intrigen, während unten die Menschen bei ihrem Fortschritt beobachtet werden können. Prometheus steht zwischen diesen beiden Welten.
Als er sich über Zeus‘ Verbot hinwegsetzt und mit Hilfe des Diebesgottes Hermes das Feuer aus Hephaistos‘ Schmiede stiehlt, machen die Menschen einen gewaltigen Sprung nach vorne – die Bäuerin versucht sich in Genforschung, die Müllerin entdeckt die Radioaktivität und aus dem Händler wird der gewiefte Banker, der die Kreditkarte erfindet. Berauscht von ihrem eigenen Erfolg kommen die Menschen schließlich zu dem Schluss: Der Glaube an das Göttliche hat sich überholt.

„Es gibt keine Götter mehr.“

Im Olymp ist man davon natürlich wenig angetan. Zeus fürchtet um seine Macht und beschließt, Prometheus und die Menschheit zu vernichten. Er lässt Hephaistos das Wundermädchen Pandora erschaffen, deren unheilvolle Büchse von den Göttern mit allerlei Übeln gefüllt wird. „Was euch halt so einfällt“, wie Hermes anregt.
Nach einigem Zögern schließt sich auch Athene dem Plan an und füllt als letztes Übel die Vernunft in die Büchse. So ausgestattet steigt Pandora hinab in die Menschenwelt und spürt Prometheus auf, der sich natürlich prompt in die Schöne verliebt. Hin- und hergerissen zwischen ihrer Zuneigung zu Prometheus und ihrem göttlichen Auftrag warnt Pandora ihn schließlich davor, die Büchse zu öffnen – doch zu spät. Als Rauch quellen die Übel heraus und kommen über die Menschen. Rinderwahnsinn, Arbeitslosigkeit, der Supergau, Krieg und Konzentrationslager. Getroffen liegen die Menschen am Boden, doch bevor Athenes Übel entweichen kann, verschließt Pandora die Büchse wieder. Und ohne die Vernunft gibt es auch noch Hoffnung, wie Pandora weiß. Tatsächlich, die Menschen kommen wieder auf die Beine, sie sind angeschlagen, aber noch nicht zerstört.
Prometheus hingegen kann seiner göttlichen Strafe nicht entgehen: Von Zeus wird er an einen Felsen im Kaukasus gekettet. Seine letzte Gewissheit besteht darin, dass die Götter sich mit ihrem Tun letztendlich selbst abgeschafft haben, denn seit der Schöpfung der Welt sind sie überflüssig geworden. Ach ja, außerdem ist er sich ziemlich sicher, dass er in einigen Zeitaltern von einem Halbgott namens Herakles befreit werden wird…

Durch die Schrullen der Götter wird „Prometheus“ zu einem unterhaltsamen Stück, wobei vor allem Stefan Huber als herrlich überdrehter Hermes im glitzernden Abba-Kostüm und Evi Plötz als jammernde Athene hervorstechen. Prometheus wirkt an manchen Stellen allerdings etwas zu lehrmeisterhaft. Der alte Mythos wird mit großer Spiellust neu erzählt, Bühnenbild, Maske und Kostüme wurden von der Theatergruppe selbst hergestellt. Eine Band sorgt für die passende musikalische Untermalung. Mit Licht, Rauch und gut eingesetzten Requisiten entsteht vor dem schwarzen Vorhang die antike Sagenwelt. Doch bei allem Unterhaltungswert schwingen vor allem am Ende des Stückes auch ernste Töne mit, wenn Menschen sich zu Göttern aufschwingen und die Götter an ihrer eigenen Existenz zweifeln müssen – was nur in der Katastrophe enden kann.
Die griechische Sage wird nicht nur nacherzählt, sondern auch aktuelle Bezüge werden hergestellt, was eine der Stärken des Stückes ausmacht. Die andere ist mit Sicherheit die kluge Art, auf die es e.g.o.n. mit einfachen Effekten und schlichtem Bühnenbild gelingt, das Publikum in das Theaterstück hineinzuziehen.