Am 30. Juni feierte Shakespeares Klassiker „Ein Sommernachtstraum“ im Rahmen der Calderon-Spiele seine Premiere in der Alten Hofhaltung. Der Abend wurde vor mittelalterlicher Kulisse durch ein gut gelauntes Ensemble und eine Regisseurin voller frischer Ideen gelungen gestaltet.
Theseus, der Herzog von Athen, möchte in einer traumhaften Sommernacht endlich die Ehe mit Hippolyta eingehen. Doch während sich Theseus mit den Hochzeitsvorbereitungen plagt, wird sein Königreich durch zahlreiche wirre Liebschaften auf den Kopf gestellt. Die Tochter des reichen Egeus, Hermia (Marie Nest) ist unsterblich in Lysander (Marcel Zuschlag) verliebt und das, obwohl sie bereits dem schnöseligen Demetrius (Paul Maximilian Pira) versprochen ist. Demetrius ist mit der Aussicht auf Hermia als Ehefrau glücklich, doch Lysander stellt sich ihm in den Weg, der Hermia selbst zur Frau nehmen will. Zu allem Übel wird der verlobte Demetrius auch noch von Helena (Ronja Losert) verfolgt, der besten Freundin Hermias, die sich nichts sehnlicher wünscht, als Demetrius zu heiraten.
Diese wirre Konstellation der vier unglücklich Verliebten wird noch weiter durcheinandergewirbelt, da es einige Auseinandersetzungen zwischen den Herrschern im Elfenreich, König Oberon und Königin Titania, gibt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Art Machtkampf, bei dem Titania Unterstützung von einer Elfe (Marie Nest) und Oberon durch den hinterlistigen Puck (Eric Wehlan) erhält. Puck besorgt für Oberon ein Kraut, das Titanias Liebe für ihn wieder entfachen soll, doch durch den Einsatz des Krautes werden die Beziehungskonstellationen erneut auf eine harte Probe gestellt.
„Die Liebe, die man oft ein Kind drum nennt, weil ihre Wahl sich kindisch oft verrennt."
Die mittelalterliche Alte Hofhaltung schafft eine traumhafte Atmosphäre für diesen sommerlichen Klassiker. Die Bühne ist nicht sonderlich groß, doch durch die großartige simultane Inszenierung herrscht immer Bewegung. Obwohl es keinen Vorhang oder Seitenverkleidungen gibt, sind die Darsteller auch abseits ihrer Szenen dauerhaft im Einsatz. Da wird ein Bühnenbild aufgebaut, da wird eine Stange Lauch zerquetscht oder die Handwerker umarmen sich herzhaft nach dem ersten geglückten Akt ihrer Laieninszenierung.
Bewegung und kecke Requisiten sind das Herzstück von Webers Inszenierung. So werden von der Elfe Blumen durch die Luft geworfen, die aufrecht im Boden landen, Glitzerstaub aus den Taschen gezaubert oder auf einer Spieluhr live Musik musiziert. Diese kleinen, pfiffigen Einfälle beleben das Stück und geben ihm zugleich einen modernen Touch.
Auch das Hin und Her zwischen Hermia (Marie Nest) und Helena (Ronja Losert) überzeugt vor allem durch die Körperlichkeit von Marie Nest. Der Kampf zwischen Demetrius (Paul Maximillian Pira) und Lysander (Marcel Zuschlag), die durch das Zauberkraut nun beide in Helena verliebt sind und liebestoll schon bald die Hüllen fallen lassen, ist ebenfalls grandios choreografiert. Als die wütende Hermia von den beiden Männern wie ein Speer Richtung Helena getragen wird, ist die Stimmung im Publikum ausgelassen.
Abgesehen von der Nutzung des gegebenen Raumes, der Körperlichkeit und den kreativen Requisiten gilt es natürlich auch einen Blick auf die darstellerischen Leistungen des Abends zu werfen. Insbesondere Marcel Zuschlag zeigt eine beeindruckende Performance. Wirkte er in der letzten Spielzeit noch sehr zurückhaltend, scheint er nun endlich im Ensemble angekommen zu sein und strahlt geradezu vor Performancedrang. Gerade im Zusammenspiel mit Paul Maximillian Pira sprühen die Funken nur so.
Positiv hervorzuheben ist außerdem das Powerpaket Marie Nest, die mit ihrer darstellerischen und körperlichen Höchstleistung die Zuschauer mit Leichtigkeit in ihren Bann zieht. Ronja Losert hingegen wirkt in der Rolle der sanften, sich nach Liebe sehnenden und doch immer zurückgewiesenen Helena eher wie eine zeternde Verlassene in der Midlifecrisis – steif und ohne liebevolle Sehnsucht.
„Ein kurz langweiliger Akt vom jungen Pyramo und seiner Liebsten Thisbe. Tragische Komödie.“
Generell lässt sich allerdings anmerken, dass das Bamberger Ensemble darauf brennt, nach den langen Proben endlich auftreten zu dürfen. Alle spielen mit großer Leidenschaft und unter körperlichem Höchsteinsatz. Doch obwohl die Inszenierung von Susi Weber modernen Witz sowie einfallsreiche Nutzung des Raums und Requisiteneinsatz aufweist, gelingt es ihr dennoch nicht, auf einen Höhepunkt hinzuarbeiten. Gerade in der zweiten Hälfte, bei sinkenden Temperaturen, fehlt es übergangsweise an Szenen, die wachrütteln. Das Stück hätte gut und gerne einige Minuten gekürzt werden können.
Obwohl das „Spiel im Spiel“ durch die Inszenierung der Handwerker wieder für einige glanzvolle Momente mit Gelächter im Publikum sorgt, fehlt dem Stück das Durchhaltevermögen. Eine wunderbare Premiere mit ambitionierten Darsteller und einer pfiffigen Regisseurin, der aber gut und gerne auch zwanzig Minuten kürzer hätte sein können.
Das Stück „Ein Sommernachtstraum“ wird noch bis zum 21. Juli 2018 in der Alten Hofhaltung bei Wind und Wetter gespielt, allerdings sind alle Vorführungen ausverkauft. Vielleicht habt ihr aber Glück und jemand versucht noch kurz vor Vorstellungsbeginn seine Karten für einen sommerlichen Theaterabend abzugeben.