„En Saga“ („Eine Sage“) des finnischen Komponisten Jean Sibelius (1865–1957) ist eine Sinfonische Dichtung, was bedeutet, dass der Musik keine speziellen Handlungsverläufe unterstehen.
Oder wie Sibelius selbst sagte: „Sagas Musik gibt Stimmungen wieder und, warum nicht, verschiedene Phasen in einer Sage, zu welchen jeder Zuhörer einen ‚Inhalt‘ dichten kann.“
Um dem Zuschauer die Phantasie nicht zu rauben, waren die Kostüme sehr schlicht und in erdigen Farben gehalten. Das einfache Bühnenbild mit seinem grünen und blauen Licht erinnerte an einen Wald hoch im Norden, in dem die Menschen noch mit der Natur zusammenleben. Der Tanzstil hier erinnerte allerdings weniger an das klassische Ballett als an modernen Ausdruckstanz. So waren die Szenen, wie von Sibelius vorgesehen, mit sehr großen Interpretationsspielräumen versehen.
Verwunderlich war sicherlich für den ein oder anderen Zuschauer, dass bei einer Gesamtlaufzeit von ca. 110 Minuten das erste Stück bereits nach 20 Minuten vorbei war und eine Pause eingelegt wurde. Die Komposition von Sibelius betrug schlicht nur 20 Minuten.
Nach dieser kurzen Pause ging es weiter mit der Ballettsuite „Der Feuervogel“ (Originaltitel „L'Oiseau de feu“) mit der Komposition von Igor Strawinsky. Dabei besteht diese Suite aus zwei russischen Volksmärchen: Neben dem namensgebenden Feuervogel mit dem Helden Iwan Zarewitsch fließt das Märchen um den Zauberer Kastschej – ein unsterblicher aber böser alter Mann, der vornehmlich junge Frauen bedroht – ebenso mit ein.
Der Sage nach ist der Feuervogel ein in rot, orange und gelb magisch glühender Vogel, welcher die Glut des Feuers darstellen soll. Jede einzelne Feder birgt magische Kräfte.
Die Kostümauswahl verwunderte insofern, dass der Feuervogel außer durch das rote Haar nur entfernt an Feuer oder Glut erinnerte und eher in unauffälligen Farben gehalten wurde. Im Gegensatz dazu sind die Kostüme von Prinz Iwan und Prinzessin Zarewna in knalligen Neonfarben gehalten.
Zur Handlung: Prinz Iwan, der Held des Märchens, jagt den Feuervogel. Dabei gerät er in den Garten des Zauberers Kastschej. Iwan kann den Feuervogel am sogenannten Wunderbaum fangen, welcher um Gnade und seine Freiheit fleht. Daraufhin lässt ihn Iwan wieder frei und erhält zum Dank eine Feder, welche ihm magische Kräfte verleiht und mit welcher er den Feuervogel rufen kann.
Nun erscheinen dreizehn Jungfrauen und tanzen im Garten um den Baum, sie sind Gefangene von Kastschej. Dabei verliebt sich Prinz Iwan in Prinzessin Zarewna, welche sich unter ihnen befindet. Doch die Liebelei wird unterbrochen durch das drohende Erscheinen des bösen Zauberers mitsamt seiner Dämonen. Diese trachten nach Iwans Leben, sodass nur noch der Feuervogel ihm helfen kann, welchen Iwan mit der Feder ruft.
Kann Iwan mit Hilfe des Feuervogels den scheinbar unsterblichen Zauberer Kastschej bezwingen? Tja, dafür müsst ihr schon selbst ins Theater. Wer ein Stück mit mitreißender Musik und modernem Ballett sehen möchte, der ist hier genau richtig.
Text: Tina Tiedemann